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Regionales Vernetzungskonzept, Stand Mai 2022

Vor dem Hintergrund einer sich in Transformation befindlichen Region gewinnen identitätsstiftende Themen gesamtgesellschaftlich enorm an Bedeutung. Die Land- und Ernährungswirtschaft spielt für den Aufbau, die Erhaltung und die Entwicklung nachhaltiger Wertschöpfungsketten auf Grundlage der natürlichen Ressourcen eine zentrale Rolle.

16 Das NETZWERK

16 Das NETZWERK REGIONALE WERTSCHÖPFUNG IM LANDKREIS GÖRLITZ stellte sich bewusst das Ziel, viele Partner für die Themenvielfalt zu begeistern und gemeinsam mit diesen neuen Partnern auszutesten, welche Formate sich als sinnvoll erweisen. Für den Bereich der Bildungsarbeit sind die Volkshochschulen professionelle und erfahrene Akteure, die ein eigenes großes Netzwerk einbringen. Insbesondere die Kooperation mit der Volkshochschule Dreiländereck, die für den ganzen Landkreis Görlitz mit Ausnahme der Stadt Görlitz tätig ist, konnte eine stabile und aktive Kooperation aufgebaut werden. Neben Kochkursen, die zum Ziel hatten, die heimische Vielfalt neu erlebbar zu machen, entwickelte sich eine thematisch anspruchsvolle Veranstaltungsreihe. Dabei wurde die Regionalität in der Lebensmittelherstellung als komplexes Thema mit vielen Herausforderungen in den Kontext der politischen Bildung eingeordnet. Die Hofbesuche, Gärtnereiführungen und Vororttermine im Rahmen dieser Veranstaltungsreihe verbanden bewusst das authentische Erlebnis vor Ort mit den intensiven Gesprächen bei den Herstellern, Bauern, Landwirten, Gärtnern etc. über die Rahmenbedingungen ihrer Arbeit und die Rolle des Konsumenten. Besonders erfolgreich und nachgefragt sind dabei Veranstaltungsreihen, die den Zusammenhang der regionalen Wertschöpfungsketten erlebbar machen: Mühlenbetrieb, Bauernhof und Bäckerei zu besuchen macht praktisch und unmittelbar deutlich, welchen Wert nachhaltige Getreideerzeugung, Verarbeitung in der Manufaktur und handwerkliche Brotbackkunst haben. Der Erfolg der Formate lässt sich auch daran erkennen, dass neue Partner wie etwa Krankenkassen, Interessenvertretungen und Verbände auf die Akteure im Projekt zugehen und die Erarbeitung neuer Angebote anregen. Schulen und Bildungsträger bekundeten ihr Interesse an der Thematik und durch die Projektarbeit wurde eine Kooperation mit regionalen Akteuren genutzt, welche dann das Thema nachhaltige Produkte im Rahmen des Umwelttags in ausgewählte Schulen trug. Gemeinsam mit Interessenvertretungen wie der IHK und der HWK wurden Arbeitsschwerpunkte ermittelt, welche positive Entwicklungen hemmen und an welchen zu arbeiten sein wird. Die Netzwerke nutzen bewusst auch den Input, der aus dem Nachbarlandkreis Bautzen, der brandenburgischen Niederlausitz und dem Dreiländereck Deutschland/ Polen und Tschechien eingebracht wurde. Auch hier ermittelte die Projektarbeit relevante Partner, mit denen eine engere Kooperation in Zukunft gesucht werden wird. Als besonders gutes Netzwerkformat hat sich die „Höfe-Tour“ erwiesen, die den Input aus den Bildungsformaten mit der gemeinsamen Reise von ausgewählten Gästen verbindet. Hier entstehen Verbindungen, die über die Land- und Ernährungswirtschaft hinausgehen und den nötigen Raum für Gespräche schaffen, aus welchen dann neue Projektideen und Kooperationen entstehen. Die Aufgabe des Regionalmanagements in allen diesen Aktivitäten, egal ob den in Präsenz durchgeführten oder den in digitalen Meetings abgehaltenen, ist die

17 4. Der Markt Anregung, Umsetzung und Organisation der Veranstaltungen und insbesondere deren öffentlichkeitswirksame Kommunikation an alle relevanten Zielgruppen. Es gibt eine große Offenheit bei den Produzenten und Verarbeitern, sich hier einzubringen, jedoch bestehen keine Kapazitäten derartige Angebote zu schaffen und durchzuführen. Vor allem für Kleinbetriebe, Einzelakteure und Familienunternehmen müssen daher eine gute Betreuung und Koordinierung von Werbe- und Bildungsangeboten sichergestellt werden. 4.1 Stadt-Land-Konstellationen Der Landkreis Görlitz ist zum Großteil peripherer ländlicher Raum. Das Haushaltseinkommen der Einwohnerinnen und Einwohner ist, mit dem Bundesdurchschnitt verglichen, relativ gering. Der demografische Wandel bedingt eine geringere Bevölkerungsdichte. Diese und weitere limitierende Faktoren haben begrenzte Absatzmöglichkeiten für vor Ort erzeugte Waren zur Folge. Vor allem für junge Unternehmen, innovative Produkte und hochwertige/preisintensivere Waren wird dies zum Problem. Es ist daher Ziel künftiger Maßnahmen, den Kontakt zu Oberzentren und urbanen Zielgruppen zu fördern. Der Marktzutritt, die logistischen Konzepte und eine begleitende Kommunikationsarbeit werden mittel- bis langfristig extern durch ein Regionalmanagement zu leisten sein. Hierzu zählen auch die Etablierung von Erzeuger-Konsumenten-Dialogen, die Herausarbeitung der Potenziale der ländlichen Räume und eine gezielte Strategieentwicklung im Auftrag und in Abstimmung mit der Verwaltung und den Produzenten. 4.2 Food-Markt als spezifische Form der Vertrauensdimension 4.2.1 Marktmöglichkeiten Die genannten Herausforderungen stellen sich nicht allein für den Landkreis Görlitz. Es handelt sich um eine, für alle Gebiete in Sachsen zutreffende, Situationsbeschreibung, auch wenn Abweichungen zu berücksichtigen sind. Vor allem für die Wertschöpfung im Segment der biozertifizierten Anbieter ist diese Stadt-Land-Beziehung essenziell. Als neue Dimension kommt der Wunsch vieler Menschen nach „Regionalität und Authentizität“ hinzu. Die territorial zumeist nicht konkret abgegrenzten Herkunftsregionen von Produkten spielen hier eine große Rolle. Der Food-Markt ist in großen Teilen eine emotionalisierte Struktur, in der das Vertrauen der Endverbraucher in die Waren und Anbieter von großer Bedeutung ist. Die Rahmenbedingungen, mit denen sich ein weiterführendes Projekt zu beschäftigen haben wird, sind u. a.: o o o o Wirtschaftlichkeit Einkommen Marktpreise Erzeugerpreise